Hintergründe, Fakten und unser offizielles Statement zum Boykott-Aufruf gegen Pop-Kultur 2018

11.05.18

Pop-Kultur wird durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin, aus Mitteln des Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Einzelne Künstler*innen können vom nationalen Kulturinstitut oder der Botschaft ihres Landes Unterstützung bei der Reise erhalten – eine gängige Praxis im internationalen Kulturaustausch. Wir arbeiten mit allen offiziell von der Bundesrepublik Deutschland anerkannten Ländern zusammen. Partner*innen und Geldgeber*innen haben keinerlei Einfluss auf die programmatische Ausgestaltung des Festivals. Die Kooperationen mit den Kulturinstitutionen einzelner Länder sind abhängig von den künstlerischen Entscheidungen im Programm.

Wie schon im Jahr 2017 wurde Pop-Kultur auch im Jahr 2018 wieder zum Boykott-Ziel des internationalen BDS-Netzwerks (»Boycott, Divestment and Sanctions«) und PACBI (Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel) erklärt. Diese Kampagne möchte die wirtschaftliche, kulturelle und politische Isolierung von Israel erreichen. Es gab E-Mails mit der Aufforderung, die offizielle Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung der Botschaft von Israel einzustellen und das Logo, das wir im Sinne der Transparenz aufgrund einer Unterkunfts- und Reisekostenbeteiligung in Höhe von 1.200 EUR auf unserer Website aufführen, offline zu nehmen. Verschiedene Künstler*innen haben ebenfalls Nachrichten, in denen sie gebeten wurden, das Festival zu boykottieren, erhalten. Die britische Band Shopping, der britische Musiker Richard Dawson & Band und die britische Band Gwenno haben ihre Auftritte bei Pop-Kultur abgesagt.

Die Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung der Botschaft von Israel findet im Jahr 2018 statt, da wir dieses Jahr drei israelische Künstler*innen im Line-up haben. Wir erhalten von der Botschaft insgesamt eine Unterkunfts- und Reisekostenbeteiligung von 1.200 EUR. Derzeit ist die israelische Botschaft einer von fünf Partnern, die Artist & Travel Support leisten. Das Bureau Export ermöglicht einen Beitrag von 3.400 EUR für sechs französische Künstler*innen, während die British Council 18.000 Britische Pfund für das Projekt „Mix the City“ bei Pop-Kultur beisteuert. Weiterhin unterstützen Austrian Music Export und Music Norway lokale Künstler*innen mit direkten Reisekostenzuschüssen. Diese Art der Zusammenarbeit ist bei Festivals, Ausstellungen und Veranstaltungen aller Genres im internationalen Kulturaustausch eine gängige Praxis.

Pop-Kultur vertritt eine klare und standfeste Position: Wir lassen uns durch Boykott nicht einschüchtern. Wenn Menschen nicht bei uns auftreten möchten, weil wir eine Unterkunfts- und Reisekostenbeteiligung von der israelischen Botschaft in Berlin bekommen, so bedauern wir das. Das Nicht-Auftreten, der Boykott, ist nicht unsere Entscheidung. Wir sind jederzeit offen für einen konstruktiven Dialog, denn uns ist es ein wichtiges Anliegen, Meinungs- und Kunstfreiheit zu unterstützen und in diesem Rahmen einen Austausch zu suchen. Wir glauben daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg sind, mit den Konflikten in dieser Welt umzugehen. Gerade wir als Kulturarbeiter*innen haben die Aufgabe, über Grenzen hinweg Netzwerke zu knüpfen, auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind.

Pop-Kultur

UPDATE 05.06.18: John Maus und Band haben ihren Auftritt abgesagt. Sie »bevorzugen es, nicht in einem politisierten Rahmen« (John Maus) aufzutreten.

UPDATE 13.06.18: Nadine Shah hat ihren Auftritt abgesagt. Ihre britische Agentur schreibt: »Niemand von uns konnte die Ereignisse vom 14. Mai an der Grenze Gaza/Israel voraussehen als das Engagement abgeschlossen wurde. Höhere Gewalt.«

UPDATE 09.07.18: Alun Woodward (Chemikal Underground) hat sein Gespräch zum Projekt »Mix The City« abgesagt. »Unter den gegenwärtigen Bedingungen und insbesondere aufgrund der jüngsten Ereignisse, möchte ich nicht weiter an Pop-Kultur teilnehmen«.